« Keine Einbringung für Gerichtssachverständigen | Home | Europäische Privatgesellschaft: EU schafft neue Gesellschaftsform für den Mittelstand »
Deutschland kämpft gegen die Limited
von Dr. Lukas Fantur | 16. März 2007
Wie das Handelsblatt berichtet, hat die Unionsfraktion in Deutschland als Reaktion auf die britische Limited einen Gesetzesentwurf über eine neue Rechtsform, die „Unternehmergesellschaft“ (UG), vorgelegt.
„Ein-Euro-GmbH“
Existenzgründer und Kleinunternehmer sollen damit ihre persönliche Haftung billiger und unbürokratischer beschränken können als mit einer GmbH. Das Stammkapital der UG soll nur 1 Euro betragen. Sacheinlagen soll es bei der UG der Einfachkeit halber nicht geben.
Doch jetzt kommt schon der Haken: Gewinne sollen nur bis maximal zur Hälfte ausgeschüttet werden können, solange das Eigenkapital weniger als 25.000 Euro beträgt. Diese „Maßnahme der Kapitalaufholung“ soll als „Gegengewicht zum Verzicht auf ein Mindestanfangskapital“ dienen. Als weitere Gläubigerschutzmaßnahme soll der UG-Geschäftsführer verpflichtet werden, Unternehmenskennzahlen wie Verschuldungsgrad, Liquidität usw. kontinuierlich in einem „Gläubigerforum“ im elektronischen Bundesanzeiger zu veröffentlichen. Außerdem soll der UG-Geschäftsführer streng haften: Wer die Rechtsform der Unternehmergesellschaft „missbraucht“, soll demnach voll als Geschäftsführer haften.
Mir erscheinen diese Ideen – Zielgruppe sind doch die Klein- und Kleinstunternehmer – unpraktikabel und lebensfremd.
Bundesjustizministerin Zypries (SPD) hingegen will laut Handelsblatt anstelle der Schaffung einer neuen Rechtsform die GmbH selbst konkurrenzfähiger machen, und zwar durch Herabsetzung des Mindeststammkapitals auf 10.000 Euro (bisher in Deuschland: 25.000 Euro) und das Verfahren der Eintragung beim Handelsregister „verschlanken“. In Kürze soll ein Gesetzesentwurf vorliegen.
Ich halte die Herabsetzung des Mindestkapitals auf 10.000 Euro nicht ausreichend: Wer in die Limited flüchtet, weil er kein Stammkapital aufbringen will oder kann, dem sind 10.000 Euro immer noch viel zu viel, um sich für die GmbH zu entscheiden.
Quelle: Handelsblatt.com 5.3.2007
- Scheitert die deutsche GmbH-Reform?
- Einfache GmbH als Antwort auf britische Limited gefordert
- Symposium zur GmbH-Reform
- Auftakt zur GmbH-Reform
- Aktuelle Zahlen zu GmbH und Limited
- Deutschland: Regierungsentwurf zur Modernisierung des GmbH-Rechts beschlossen
- Deutschland: GmbH-Reform beschlossen
- Wird die Notariatsaktspflicht bei GmbH-Gründungen abgeschafft?
- GmbH-Gründung künftig ohne Notar
- Aktuelles zur deutschen GmbH-Reform
Themen: GmbH-Reform, Limited | 1 Kommentar »
8. Februar 2009 um 10:27
Eine österreichische oder deutsche 1-Euro-Gesellschaft vergleichbar mit der englischen Limited ist für Kleinunternehmer und Existenzgründer höchst wünschenswert!